Verlieben ist die beste Therapie (Fiona Winter)

 

Seinen Therapeuten küsst man nicht … oder?

 

Nachdem die 30-jährige Psychotherapeutin Hanna im Vollrausch ihren Job gekündigt hat, stürzt sie in eine tiefe Krise und sitzt plötzlich selbst einem Therapeuten gegenüber. Sie ist alles andere als begeistert, doch René ist nicht nur unverschämt attraktiv und setzt alles daran setzt, der sich sträubenden Hanna zu helfen, sondern weckt zu allem Überfluss auch noch Gefühle in ihr, die niemand für seinen Therapeuten haben sollte. Widerwillig lässt Hanna sich auf die Therapie ein, bis sie mit einem Trauma konfrontiert wird, dem sie sich nicht stellen will. Kann René Hanna helfen – oder kommen ihnen die Gefühle dazwischen?

Erscheinungsdatum: 20.02.2020

Seitenzahl: 314

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Leseprobe:

 

Kapitel 1

 

Meine Hand zitterte, als ich sie nach dem Klingelknopf ausstreckte. Es ertönte ein Summen zum Zeichen, dass sich die Eingangstür entriegelt hatte. Zögernd stemmte ich sie auf.

Im Flur blieb ich stehen und musterte die unterschiedlich gestalteten Metallschildchen, die mir mitteilten, dass sich zwei Hausärzte, ein Kinderarzt, eine Versicherungsgesellschaft und – ich schluckte – eine psychotherapeutische Praxis in dem Haus befanden.

Ich wählte die Treppe statt des Aufzugs, obwohl mein Ziel im dritten Stock lag, um das, was mich an diesem eigentlich stinknormalen Donnerstagabend erwartete, noch ein paar Minütchen hinauszuzögern. Das Resultat war lediglich, dass ich schnaufend wie meine eigene Oma oben ankam und unter meinem Herbstmantel unangenehm schwitzte. Oh Gott, hatte ich ein Deo dabei? Mein Selbstbewusstsein war heute ohnehin schon im Keller, auch ohne, dass ich durch penetranten Schweißgeruch die falsche Art von Aufmerksamkeit auf mich zog. 

Was würde ervon mir denken? 

Mangelnde Körperhygiene, schoss es mir sofort durch den Kopf. Verwahrlosung.

Bevor sich meine Gedankenspirale verselbstständigte, brachte ich sie mit einem energischen gedanklichen Stopp!zum Stillstand.

„Ich bin keine Patientin“, murmelte ich wie ein Mantra vor mich hin. Dann schlug ich mir entsetzt die Hand vor den Mund und schielte zu der mattierten Glastür, durch die ich in den nächsten fünf Minuten zu gehen hatte. 

Was, wenn ermich gehört hatte?

Selbstgespräche, Einsamkeit, soziale Abschottung.Oder aber Stimmen im Kopf, Psychose!

Ich krallte meine zitternden Finger ums Treppengeländer und zwang mich ruhig in den Bauch zu atmen, wie ich es meinen eigenen Patienten tausende Male geraten hatte. 

Ein, aus. Ein, aus.

Ich bin keine Patientin, sagte ich mir diesmal nur in Gedanken. Ich hätte nicht herkommen sollen. Nein, ich hatte hier absolut nichts verloren. Mir ging es gut. Oder zumindest nicht so schlecht, dass ich ... ihnbrauchte. Ich hätte gegenüber Mira standhaft bleiben sollen, müssen. Aber mit dominanten Persönlichkeiten hatte ich schon immer meine Probleme gehabt. Vielen Dank auch, Mama.

Mein Blick fiel auf das Praxisschild: 

Psychotherapeutische Praxis am Dom.

Es war größer und wies detailliertere Informationen auf als das, welches unten im Erdgeschoss hing. Und es war blau. Wer bitteschön hatte ein blauesPraxisschild? Fast hätte ich gelacht, wäre es nicht zufällig genau diese Farbe, die mir seit Tagen den Schlaf raubte. Wann immer ich etwas Blaues sah, stellte sich dieses Gefühl ein, eine Ahnung, als ob ich etwas Wichtiges vergessen hätte. Das Schlimmste aber waren die Träume. An Albträume war ich gewöhnt, doch diese Träume waren ganz anders, nervtötender, denn sie ließen mich nicht schweißgebadet aus dem Schlaf schrecken, sondern hinterließen eine Melancholie, die mich den ganzen Tag begleitete.

Jetzt nicht durchdrehen, sagte ich mir. Ich zwang mich, die alberne Farbe zu ignorieren und studierte das, was auf dem Praxisschild stand, um noch ein paar Minuten zu gewinnen. Anscheinend teilten sich mehrere Psychotherapeuten diese Praxis und erstand an dritter Stelle aufgelistet. Er, mit diesem Namen, der jeder Verhaltenstherapeutin einen Schauer über den Rücken jagte.

René Freud.

Unwillkürlich schüttelte ich mich.

Dahinter stand: Psychologischer Psychotherapeut. Kognitive Verhaltenstherapie.

Erleichtert stieß ich den Atem aus, von dem ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich ihn anhielt. Ich hatte mich nicht getraut, Mira nach seiner Therapierichtung zu fragen, weil sie nicht denken sollte, dass ich auch nur in Erwägung zog, diese in Anspruch zu nehmen. Trotzdem beruhigte es mich, dass ich in wenigen Minuten keinem freud’schen, von meiner Kindheit besessenen Analytiker gegenüber sitzen würde, sondern einem Kollegen. Einem Verbündeten im Geiste. Genau. Ich grinste.

„Sie lachen über meinen Namen, richtig?“

Ich fuhr herum. 

Ein Mann stand im Türrahmen, groß, schlank, gutaussehend, viel mehr fiel mir zu seiner Beschreibung nicht ein, dazu schlug mein Herz zu heftig. Wir starrten uns an und ich meinte, einen überraschten Ausdruck in seinem Gesicht zu sehen. 

Schnell wandte ich den Blick ab. 

Konnte ein Mann seines Berufsstandes seine Mimik nicht besser im Griff haben? Aber sicher, es machte Sinn. Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass Miras Freundin mit den psychischen Problemen auch vom Äußeren dazu passte, wahrscheinlich eine blasse, ungepflegte Depressive mit stumpfem Blick. 

Mein Gott, was hatte Mira über mich erzählt?

„Ich“, brachte ich hervor und realisierte, dass ich wieder zu Schwitzen angefangen hatte. Wahrscheinlich war ich sogar rot geworden. In den Bauch atmen.Ich straffte die Schultern, hob das Kinn und lächelte, während meine Augen einen wahllosen Punkt auf seinem beigen, halboffenen Hemd fixierten. „Es entbehrt nicht einer gewisse Komik, die Wörter Freudund Verhaltenstherapiein derselben Zeile zu lesen“, drückte ich mich so ausgewählt wie möglich aus, damit er gleich wusste, dass er es mit jemandem zu tun hatte, der ihm in Intellekt und Bildung ebenbürtig war. Endlich traute ich mich, ihm wieder ins Gesicht zu sehen. Das war also René Freud. Miras Studienfreund, von Beruf Psychotherapeut. Er konnte nicht viel älter sein als ich, wahrscheinlich knapp über dreißig, mit dunklen Haaren, die ihm in die Stirn fielen und einem kleinen Grübchen am Kinn. Attraktiv, keine Frage. 

Und die Augen ... waren blau. 

Ich spürte, wie mir das Blut, das eben noch dumpf hinter meinen Schläfen gepocht hatte, aus dem Gesicht wich. 

Es war genau dasselbe strahlende Himmelblau wie das des Praxisschilds. Und es war nicht nur die Farbe. René Freunds Augen kamen mir absurderweise unglaublich bekannt vor.

Wir starrten uns an, sein Gesichtsausdruck war von Überraschung zu Verwirrtheit gewechselt. 

Dieser Mangel an Professionalität! 

Andererseits verschaffte mir seine Sprachlosigkeit Zeit, meine eigene Verstörtheit zu überspielen. Ich musterte ihn ein zweites Mal, diesmal von Kopf bis Fuß. Unter dem geöffneten beigen Hemd trug er ein dunkles T-Shirt, dazu hellblaue Jeans. Und ich kam zu demselben Urteil wie schon wenige Sekunde zuvor: Ein attraktiver Mann.

„Haben wir uns schon mal irgendwo getroffen?“, fragte ich schließlich, meine Stimme zitterte leicht. Dabei wussteich, dass ich ihm noch nie begegnet war. Aber diese Augen ...

„Nein“, sagte Freud langsam und nach kurzem Zögern. Er schien mich mit seinem Blick durchbohren zu wollen. 

Doch ich hielt ihm stand, jetzt, wo ich wusste, dass diese verflixten Träume mir nur einen weiteren Streich gespielt hatten, und machte mir noch eine gedankliche Notiz zu dem Mann vor mir: Starrt neue Patientin an.

Dann gab er das Blickeduell endlich auf. „Sie sind also Miras Freundin?“, fragte er mit einem Lächeln, welches auch seine angenehm tiefe Stimme gleich viel freundlicher klingen ließ. Er streckte mir die Hand hin.

„Johanna Heinrich“, stellte ich mich vor. Seine Hand umschloss meine für einen Augenblick zu lange und mein Herz setzte einen Schlag aus. Ärgerlich über mich selbst schürzte ich die Lippen.

„Kommen Sie rein.“

Er führte mich durch einen verlassenen Wartebereich in einen ebenso stillen Flur.

„Der Rest der Praxis steht um diese Zeit leer“, erklärte er.

Natürlich tat er das, genau deswegen hatte ich ja darauf bestanden, um 20 Uhr abends herzukommen. 

„Es ist sehr ... freundlich von Ihnen, mich außerhalb Ihrer Sprechstunde zu empfangen“, besann ich mich widerstrebend auf meine Manieren. In Wahrheit war dies nur ein weiterer Grund, diesem René Freud ein gesundes Maß an Misstrauen entgegen zu bringen. Welcher Therapeut fraf sich nach Feierabend als Freundschaftsdienst mit der Freundin einer Freundin als potenzielle Patientin? Entweder litt der Kerl unter einem ungesund ausgeprägtem Helfersyndrom oder ... nein, ein anderer Grund fiel mir nicht ein.

„Hier, bitte.“ Er hielt die Tür für mich auf, so dass ich mich an ihm vorbeiquetschen musste, um in den Raum zu kommen. Durch das Fenster fiel gerade genug Dämmerlicht herein, um mich erkennen zu lassen, dass die Einrichtung ebenso aussah, wie die meisten Therapeuten-Sprechzimmer, die ich bisher gesehen hatte: Zwei sich gegenüberstehende Sessel, bequem, aber nicht zu bequem, dazwischen ein kleines Tischchen, auf dem eine Karaffe Wasser sowie zwei Gläser und die obligatorische Packung Kleenex bereitstanden. Rechts ein Schreibtisch mit Laptop und Drucker, links ein Bücherregal mit Fachliteratur.

Während ich nahe der Tür stehengeblieben war, ging Freud sofort hinüber zu den Sesseln und knipste die Stehlampe ein, die daneben stand. 

Der Raum wurde in warmes Licht getaucht und ich erstarrte. Mein fassungsloser Blick huschte von den Wänden zu den Sesseln, zum Beistelltischchen und zuletzt zum Blumentopf der Zimmerpalme, die am Fenster stand. Alles blau.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Freud mit sanfter Stimme.

Ich wollte antworten, doch brachte nur ein Krächzen zustande. Also schüttelte ich einfach den Kopf.

„Sie sehen aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.“

Wenn Gespenster blau wären, hätte er sich sicher auch eins in sein Sprechzimmer gestellt.

„Nein.“ Ich räusperte mich. „Alles in Ordnung.“ 

Um meinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, nahm in einem der blauen Sessel Platz. Während auch der Therapeut sich hinsetzte, rasten meine Gedanken. Das hier würde auf keinen Fall funktionieren. Nur, wie machte ich das Freud am besten klar, ohne dass es auf ihn wie der Widerstand einer psychisch labilen Patientin wirkte, die nicht einsehen wollte, dass sie Hilfe brauchte?

Er hatte die Beine übereinander geschlagen und die Hände im Schoß gefaltet. Mit einem ermutigenden Lächeln sah er mich an. „Also, wieso sind Sie hier?“

Das wusste er natürlich ganz genau. 

Typisch Therapeut, dass er mich mein Problem, das ich ja gar nicht hatte, in eigenen Worten zusammenfassen lassen wollte. Nicht, dass ich das nicht auch so machen würde, nur saß ich gerade leider auf der falschen Seite.

„Hören Sie ...“, begann ich und hoffte halb, dass er mich unterbrach, denn ich hatte keine Ahnung, was ich eigentlich sagen wollte. 

Natürlich tat er nichts dergleichen. 

Mein peinliches Schweigen füllte den Raum.

Freud hob die Augenbrauen und nickte mir lächelnd zu.

Ich stieß lautlos die Luft aus. „Eigentlich ... um ehrlich zu sein ...“ Ich seufzte. „Auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich gleich für jemanden halten, der die Augen vor seinen Problemen verschließt: Das hier ist keine gute Idee.“

„Welche Probleme?“

„Was?“

„Sie sagten, ich könnte Sie für jemanden halten, der die Augen vor seinen Problemen verschließt. Welche Probleme haben Sie denn Ihrer Meinung nach?“

Verdammt, er war gut! Nach der Palette an Unprofessionalitäten, die er sich in den ersten fünf Minuten geleistet hatte, hätte ich ihm solche Raffinesse nicht zugetraut. „Nun, Sie werden mir sicherlich zustimmen, wenn ich sage,  dass jeder Mensch so seine Probleme hat“, begann ich vorsichtig.

„Absolut.“

„Und nicht alle Probleme bedürfen der ... nun Behandlung durch einen Spezialisten.“

„Sie meinen einer Therapie.“

„Ja, genau“, sagte ich patzig. Natürlich musste er auf diesem Wort herumreiten. 

Ich erhob mich. „Es tut mir außerordentlich leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe, Herr Freud.“ Ich streckte die Hand aus, doch anstatt ebenfalls aufzustehen blieb er einfach sitzen, ignorierte meine Hand und sah mir offen ins Gesicht. Mit diesen furchtbar blauen Augen, vor denen ich einfach nur flüchten wollte.

„Wieso sind Sie überhaupt gekommen, wenn Sie das hier für einen Fehler halten?“

Ich ließ meine Hand sinken. „Sie kennen doch Mira.“ Ich stieß ein Lachen aus, das locker und beiläufig hatte klingen sollen, doch es hörte sich einfach nur falsch und ein bisschen hysterisch an.

„Sie kann sehr hartnäckig sein“, nickte Freud. Sein Lächeln war verschwunden. „Korrigieren Sie mich ruhig, aber Sie scheinen mir auch kein Mensch zu sein, der sich zu etwas überreden lässt, das Sie absolut nicht wollen.“ 

Bevor ich etwas dazu sagen konnte – und ich hatte eine Menge dazu zu sagen – fuhr er bereits fort: „Sie hatten doch bestimmt auch schon Patienten, die sich freiwillig zu einer Therapie entschlossen haben, aber beim Vorgespräch plötzlich sagten, dass sie eigentlich keine Hilfe bräuchten und wunderbar alleine zurechtkämen.“ Keine Frage, eine Feststellung.

Ich presste die Lippen aufeinander.

„Jetzt sind Sie wütend“, stellte er fest. Und lächelte. Lächelte!

„Überhaupt nicht“, log ich. „Sie schätzen mich nur völlig falsch ein.“

„Wirklich?“

„Ja, wirklich“, gab ich zurück und versuchte, nicht allzu unwirsch zu klingen. „Ich habe eine ziemlich autoritäre Mutter, wissen Sie. Und wenn eine dominante Person wie Mira mich drängt, etwas zu tun, und nicht lockerlässt ...“ Ich lächelte ebenfalls, entwaffnend, wie ich hoffte, denn mir war eine Idee gekommen. „... neige ich dazu, nachzugeben. Auch, wenn ich eigentlich weiß, dass es falsch ist.“

„Wirklich?“ Sein Lächeln veränderte sich, wurde weicher.

Er hatte den Köder geschluckt, natürlich hatte er das. Therapeuten glaubten Patienten erst, wenn diese mit persönlichen Informationen, am besten über Familie und/oder Kindheit um sich warfen.

Ich nickte und schaute gespielt peinlich berührt zu Boden. „Eigentlich spreche ich normalerweise nicht darüber.“ Zu dick aufgetragen? Ich schielte in sein Gesicht, doch er blickte immer noch voller Wärme zu mir hoch. „Hören Sie, ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass Sie mir helfen wollen und das auch noch außerhalb Ihrer Sprechzeiten. Es tut gut zu wissen, dass es noch solche Menschen gibt. Und wer weiß, vielleicht komme ich eines Tages darauf zurück. Wenn ich tatsächlich mal Probleme habe, die einer ... einer Therapiebedürfen.“

Da stand Freud endlich ebenfalls auf.

Ich musste meine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht triumphierend zu grinsen. Jetzt schnell die Hand schütteln und nichts wie raus hier. Da hatte ich gerade nochmal die Kurve gekriegt! Aber Therapeuten waren eben auch nur Menschen. Ein bisschen Geschmeichel hier, ein paar lobende Worte dort ... wenn ich es mir recht überlegte, war der Umgang mit einem Therapeuten dem mit einem Patienten erschreckend ähnlich. 

„Es war schön, Sie kennenzulernen“, sagte ich herzlich und hielt ihm abermals meine Hand hin.

Diesmal ergriff er sie. Er lächelte mir ins Gesicht, während er sagte: „Und wenn Sie dann mit Ihrem Schauspiel fertig sind, wollen Sie mir vielleicht endlich erzählen, weshalb Sie wirklich hier sind?“

Ich starrte wie hypnotisiert in seine Augen. Und lief rot an, während ich ihm meine vor Scham zitternde Hand entriss.

„Frau Heinrich ...“, sagte er sanft. „Sie wissen doch am besten, dass niemand Sie hierzu zwingen kann. Sie hätten sich jederzeit einfach umdrehen und die Praxis verlassen können. Aber da Sie trotz Ihres Widerwillens noch hier sind, drängt sich mir die Frage auf, ob Sie es tief in Ihrem Inneren nicht doch versuchen wollen?“

Oh nein, bitte nicht diese Nummer. „Ich weiß genau, was Sie da tun“, presste ich hervor, ohne ihn anzusehen. 

„Was tue ich denn?“

„Obwohl ich Sie verar... reinlegen wollte, geben Sie sich so übertrieben nett und hilfsbereit, dass ich gar nicht guten Gewissens gehen kann.“

„Dann hat es ja bestens funktioniert.“

Ich sah in sein belustigtes Gesicht und konnte nicht anders. Ich musste lächeln.

„Warum setzen Sie sich nicht wieder, ich mache uns einen Tee, und Sie erzählen mir alles von Anfang an?“

Tee, na klar.

„Hat Mira das nicht schon getan?“

„Nein, sie hat nur gesagt, dass es Ihnen nicht gut geht.“

Ich war tatsächlich geneigt ihm zu glauben. Wie machte er das nur? 

„Schön“, sagte ich, „wenn Sie statt des Tees auch einen Kaffee haben.“

 

„Natürlich“, sagte Freud, ohne mit der Wimper zu zucken, und verließ das Sprechzimmer.